Uns ist wichtig, die Kinder an ein intensives Erleben des Jahreslaufes der Natur heranzuführen. Das Erleben des auf- und absteigenden Jahres mit Licht und Dunkelheit, Wärme und Kälte, Wachstums-, Reifungs- und Absterbeprozessen ist eine unerschöpfliche Quelle an Sinneserfahrungen für die Kinder.
Die Feste sind nicht zufällig in die Jahreszeiten eingebettet sondern man entdeckt bei genauerer Betrachtung einen inneren Sinn:
Weihnachten liegt kurz nach der Wintersonnenwende, zu einem Zeitpunkt, zu dem das Licht gerade beginnt, wieder stärker zu werden – man könnte auch sagen, dass das Licht neu geboren wird. Das Johannifest steht demgegenüber am 24. Juni, direkt nach der Sommersonnenwende, wenn das äußere Licht wieder abnimmt. Ostern liegt nach der Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche, wenn das Licht wieder die Oberhand gegenüber der Dunkelheit gewonnen hat und Michaeli am 29. September kurz nach der Herbst-Tag-und-Nachtgleiche, wenn wir trotz des stärker Werdens der Dunkelheit mutig und innerlich stark bleiben wollen.
Auch für die anderen Feste lässt sich ein sinnvoller Bezug zur jeweiligen Jahreszeit herstellen.
Als Orientierung im Jahreslauf dienen uns die christlichen Feste, die wir in Festeszeiten und am Fest selbst mit den Kindern erleben. Zu diesem inneren Erleben sind vielfältige Gestaltungselemente, wie z.B. festlicher Schmuck, Rituale, Geschichten, Bewegungsreigen und ein Festmahl am festlich gedeckten Tisch dienlich.
Der Jahreszeitentisch
In jeder Gruppe schaffen die Kindergärtner*innen auf einem Jahreszeitentisch entsprechend der Jahreszeit ein „künstlerisches Bild“ mit charakteristischen Bildern, Gegenständen, Dingen aus der Natur und Tüchern. Dadurch können die Kinder gut in den Jahreslauf eintauchen.
So erleben wir das Jahr:
Januar | 3-Königs-Fest |
Februar | Faschingsfeier |
März / April | Frühlingsfest Osterfeier |
Mai / Juni | Pfingstfest Johannifeier |
Juli | Sommerfest Schulkinderausflug / -verabschiedung |
September / Oktober | Drachenfest Kartoffel- / Apfelernte Erntedankfest Michaelifest |
November | St. Martin Bratapfelfest |
Dezember | Adventsgärtlein St. Nikolaus Weihnachtsfeier |
Hier stellen wir zwei Feste aus unserem Jahreslauf vor:
Wir stimmen uns ein in den Advent mit dem ADVENTSGÄRTLEIN…
Das Adventsgärtlein steht bewusst am Beginn der Adventszeit. Aus den Symbolen von Mineral-, Pflanzen-, Tier- und Menschenreich (Edelsteine, Tannengrün, Strickschäfchen und das Apfellicht) wird auf dem Boden unseres Saales eine Spirale gelegt; im Innern der Spirale leuchtet ein Licht.
Die Kinder kommen in den abgedunkelten Raum, in dem nur die Kerze in der Mitte brennt. Sie setzen sich um die Spirale herum. Jedes Kind erhält, bevor es seinen Weg in die Spirale antritt, ein Apfellicht. Dann beginnt sein Weg in die Spirale, um dort das eigene Licht am Licht, das in der Mitte leuchtet, anzuzünden. Das brennende Apfellicht wird auf einen goldenen Stern an die Spirale gestellt. Am Ende ist die ganze Spirale hell erleuchtet. Das Begehen des Weges wird von Adventsliedern und Sprüchen begleitet. Mit diesem Bild gehen wir aus dem Raum und jedes Kind bekommt im Anschluss seine leuchtende Kerze gebracht.
Während wir im Kreis das Bild von Außen- und Innenraum haben, führt bei der Spirale ein Weg von außen nach innen. Im innersten Kern der Spirale findet das Kind das Licht, an dem es seine Kerze anzünden darf.
Indem jedes Kind sein Licht auf die Spirale stellt, wird allmählich der ganze Raum erleuchtet. Wir können klar zwei Pole erkennen: Zum einen muss jedes Kind den Weg nach innen suchen (wobei insbesondere die kleineren Kinder der Hilfe des Erwachsenen als Wegbegleiter bedürfen). Im Inneren der Spirale findet es das Licht. In diesem Bild finden wir den individuellen, adventlichen Weg nach Innen wieder.
Zum anderen fügt jedes Kind sein Licht in die Gemeinschaft der anderen Lichter hinein, es stellt sein Licht der Gruppe zur Verfügung. In dieser Geste kommt ein Sozialisierungsbild zum Ausdruck.
…und so feiern wir unser JOHANNIFEST:
Der Raum ist hergerichtet und der Tisch festlich gedeckt – die Farbe Gelb herrscht vor.
Auf jedem Teller liegt auf einer gelben Serviette ein am Vortag gebackenes Sonnenrad, das die Kinder zur Erinnerung an den Festtag mit nach Hause nehmen dürfen.
Nach der freien Spielzeit richten wir uns für die Johannifeier.
Diese beginnt mit dem luftigen Johannireigen, bei dem von den 4 Elementen und ihren Elementarwesen gesprochen, gesungen und getanzt wird. So wird die Sommerstimmung erlebbar. Nach dem festlichen Frühstück mit einer Johannisbeeren-Nachspeise geht es in den Garten, der mit Flatterbänderstäben geschmückt ist. Gemeinsam wird das Johannisfeuer in einer Feuerschale entzündet und neben dem Freispiel im Garten Gemüse für das Mittagessen geschnitten.
Um das lodernde Feuer erklingen Sommerlieder und werden lustige Tänze getanzt. Wenn nur noch Glut in der Feuerschale liegt, dürfen die mutigen Kinder (ggf. mit Hilfestellung der Kindergärtnerinnen) über die Glut springen. Strahlende Gesichter zeigen den Stolz über das Erreichte. Nach dieser Aufregung grillen wir im Garten. Damit geht ein ereignis- und sinneserfahrungsreicher Vormittag zu Ende.