In unserer Kinderkrippe arbeiten wir auf Grundlage der Menschenkunde Rudolf Steiners, ergänzt durch die Forschungsergebnisse der ungarischen Kinderärztin Emmi Pikler.
Das kleine Kind ist ein Wesen, das bereits viele Begabungen mitbringt. Wir sehen es als unsere Aufgabe, den Kindern von 1-3 Jahren einen schützenden Raum zu geben, in dem die wichtige Fundamente schaffende erste Entwicklungsphase des Kleinkindes ungestört ihren Gang nehmen kann.
Das Kind soll bei uns spüren, dass es bedingungslos angenommen wird.
„Erziehung ist Liebe und Vorbild sonst nichts!“ (Novalis)
Das Frühstück
Frühstück gibt es bis 7.30 Uhr morgens für die schon früh kommenden Kinder nach Absprache mit den Eltern. Um ca. 8.30 Uhr gibt es für alle Kinder ein gemeinsames, kleines Obstfrühstück. (Genaueres siehe „Die Mahlzeiten“)
Das freie Spiel und unsere Räumlichkeiten
Kind sein heißt, spielen zu dürfen. Das Spiel ist für das kleine Kind Arbeit, mit der es sich die Welt zu eigen macht. Schon im Babyalter ist es dem Kind möglich, sich für eine Beschäftigung zu entscheiden und „schöpferisch“ tätig zu sein. Dazu braucht es vor allem Zeit, Ruhe und geeignete Spielmaterialien.
Aus diesem Grund sind unsere Innen- und Außenräume liebevoll, geordnet und gepflegt eingerichtet. Die Räume sollen für das Kind eine Art Schutzraum (Hülle) sein, in dem es Wärme und Geborgenheit erlebt und es möglichst unbeeinflusst spielen kann. Unsere Spielmaterialien sind aus Naturmaterialien und sind möglichst freilassend. Dadurch werden die Phantasiekräfte der Kinder angeregt.
Die Bewegungsentwicklung
In den ersten drei Lebensjahren entwickelt sich das Kind sehr schnell und erobert seinen Leib. Es erlernt Gehen, Sprechen und Denken und bildet seine basalen Sinne (Tast-, Lebens-, Eigenbewegungs- und Gleichgewichtssinn) aus. Eine gesunde Ausbildung der basalen Sinne bildet die Grundlage für die spätere Entwicklung. Das Kind benötigt in dieser Zeit viel Aufmerksamkeit und Zuwendung. Die Krippenräume sind auf diese Bedürfnisse ausgerichtet. Die speziell von Emmi Pikler und Elfriede Hengstenberg für Kleinkinder entwickelten Bewegungs- und Klettermöbel (z.B. Hengstenbergbogen, Pikler- Labyrinth, Piklerpodest), unterstützen die freie Bewegungsentwicklung und regen sie an. Wir geben die Möglichkeit, die Räumlichkeit zu erobern und somit Lage, Entfernung, Form und Größe selbstständig zu entdecken. In jedem Ausprobieren steckt ein Übungsfeld, das sich das Kind aneignen kann. Jede Wiederholung wird zu einer nachhaltigen Erfahrung. Nur durch ständig eigenes Ausprobieren kann das Kind sich weiter entwickeln. Das ungestörte Experimentieren verhilft unter anderem zu Konzentration und Kreativität.
Die beziehungsvolle Pflege
Alle grundlegenden Erfahrungen des kleinen Kindes sind Erfahrungen am und durch den Leib. So bietet uns die Pflege eine ausgezeichnete Gelegenheit dem Kind Geborgenheit und Vertrauen zu vermitteln. Interessierte sprachliche Anteilnahme und das Zutrauen in seine individuellen Fähigkeiten lassen beim Kind emotionale Sicherheit entstehen. Diese ist die Grundlage für Eigeninitiative, selbstständige Aktivität, Beziehungsfähigkeit und die Sprachentwicklung.
Wir haben einen liebevoll gestalteten Raum für die unterschiedlichsten Pflegesituationen, in dem sich die Erziehenden innerlich und äußerlich aktiv dem Kind zuwenden können. Wir bieten dem Kind Hilfestellung bei der eigenen Körperpflege wie z.B. dem Händewaschen, sich selbst an- und ausziehen usw. Wir fördern in Zusammenarbeit mit den Eltern das Trockenwerden der Kinder.
Die Sprachentwicklung
Das Kind lernt die Sprache durch Nachahmung des unmittelbar anwesenden, sprechenden Erwachsenen. Zum Spracherwerb bedarf es der lebendigen Interaktion von Mensch zu Mensch. Das wechselseitige Sprechen und Hören sind die Voraussetzung für jegliche Sprachentwicklung, Sprachförderung und für das Sprachverständnis. Sprachliche Kompetenz befähigt das Kind, seine Umwelt zu erfassen und mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, Beziehungen aufzubauen und zu gestalten, sowie sich in seinem sozialen Umfeld einzuordnen. Als sprachliches Vorbild sprechen wir mit dem Kind ruhig, verständlich, klar, fließend, grammatikalisch richtig und der Entwicklung des Kindes entsprechend in einer bildhaften Sprache. Lieder, kleine rhythmische Verse und Kniereiter werden von den Kindern geliebt und wecken ihre Sprechfreude.
Die Mahlzeiten
Eine täglich frische Nahrungszubereitung aus biologisch hochwertigen, regionalen und saisonalen Lebensmitteln ist für uns selbstverständlich.
Unsere Köchin verwöhnt uns täglich mit leckerem, frisch gekochtem Mittagessen.
Wir essen mit den Kindern an kleinen Tischen, an denen vier Kinder mit einem Erziehenden Platz finden. Wir sehen es als unsere Aufgabe, das Essen der Kinder individuell zu begleiten. Die Bedürfnisse und Fähigkeiten des Kindes müssen miteinander vereinbar sein. Das Kind bekommt hier die Gelegenheit, schrittweise den Weg zum selbstständigen Essen zu erlernen. Beim gemeinsamen Essen hat das Kind Zeit, das Erlebte mit den anderen auszutauschen.
Wenn ein Kind eine Unverträglichkeit hat, richten wir uns nach Absprache mit den Eltern danach.
Die Mittagsruhe
Das kleine Kind braucht immer wieder Ruhephasen und die Möglichkeit, sich zurückziehen zu können. In unseren Räumen gibt es Kuschel- und Rückzugsmöglichkeiten zum Ausruhen. Die Erzieher*innen geben auch jederzeit Schutz und Geborgenheit, wenn ein Kind es braucht. Nach dem Mittagessen begeben wir uns zu zweit mit den Kindern in den Schlafraum. Dort werden die Kinder von uns so weit wie nötig beim Ausziehen begleitet und in ihr Bett gebracht. Ein Erziehender ist während der ganzen Ruhezeit bei den Kindern.
Nach ca. 1,5 bis 2 Stunden werden sie behutsam beim Wachwerden begleitet und nach beendeter Pflege gibt es eine kleine Nachmittagsvesper.
Die Eingewöhnung
In den ersten drei Lebensjahren hat das Kind ein starkes Grundbedürfnis nach stabilen, sicheren Beziehungen, in denen es sich angenommen, wertgeschätzt und geliebt fühlt. Bis zum Eintritt in unsere Krippe waren fast ausschließlich die Eltern dafür zuständig, dieses Bedürfnis zu erfüllen. Deshalb ist es uns sehr wichtig, dass das Kind über die Eltern als Hauptbezugsperson hinaus eine feste Bindung zu einer Erzieherin/einem Erzieher entwickelt. Es soll in kleinen Schritten, achtsam und behutsam an die neue Umgebung, die neuen Menschen und die neuen Eindrücke herangeführt werden.
In den ersten Wochen wird das Kind immer vom gleichen Elternteil begleitet und von einer Bezugserzieherin betreut. Die Eltern sind als „sicherer Hafen“ für das Kind verfügbar. Die gesamte Eingewöhnung wird individuell auf das Kind abgestimmt und täglich durch den/die Bezugserzieher*in mit den Eltern besprochen. Unser rhythmisch strukturierter Tagesablauf, die feste Bezugsperson und die kleine Gruppe erleichtern dem Kind, sich in die neue Umgebung einzufinden.
Die Betreuung von unter Dreijährigen stellt die Grundbedürfnisse des Kindes in den Vordergrund. Diese bestimmen unseren rhythmischen Tagesablauf. Daraus ergeben sich für uns folgende Grundsätze:
- Das Kind wird achtsam begleitet und beziehungsvoll gepflegt
- Auf seinem Weg zur Selbstständigkeit erhält es bei Bedarf Unterstützung
- Es hat ausreichend Raum und Zeit für entdeckendes Spiel
- Es darf seine Bewegungsentwicklung im eigenen Zeitmaß vollziehen
- Der Umgang mit dem Kind ist getragen von Respekt vor seiner Persönlichkeit
Wie muss das Haus sein, das wir für unsere Kinder bauen?
Es muss in uns selbst sein, unser Benehmen, unser Wunsch, ihr Wachsen zu verstehen.
Das Haus, in dem unsere Kinder leben und dem sie vertrauen, sind wir.